Ev. Kirche und Gemeindezentrum Sonnenberg, Stuttgart, 1963-66. Architekt: Ernst Gisel

Der nahezu unverändert in seiner puristischen Schönheit erhaltene Kirchenkomplex ist ein herausragendes Beispiel für die Symbolkraft brutalistischer Architektur.

Die Gebäudegruppe, deren ansonsten geschlossene Fassade sich nur zum gemeinsamen Innenhof öffnet, wirkt nach außen wie eine Felsformation. Zum gemeinsamen Hof hin geht die flache Dachlandschaft in Pflanztröge über, die Eingänge und Verbindungswege Felskanten ähnlich überwölben und den Eindruck begrünter Dächer erwecken. Der Pflanzenbewuchs und die lebendige Struktur der schalungsrauhen Fassade verwischen den Übergang von Landschaft und Bauwerk und führen das im Neuen Bauen begründete Prinzip, die Grenzen von Außen- und Innenraum aufzuheben, auf eine neue Ebene.

Im Kircheninnern wölbt sich die von Frei Otto und Fritz Leonhardt konstruierte Deckenschale in den Raum und verstärkt den Charakter einer schützenden Höhle, die dank der ausgeklügelten indirekten Lichtführung erstaunlich hell ist: Die nur an drei Punkten aufgehängte Decke lässt breite Lichtschlitze frei, über die das Tageslicht aus oberhalb der Decke verborgenen Fenster einfällt und von den weißen Wänden in den Innenraum zurückgeworfen wird.

SOS Brutalism
Deutsches Architekturmuseum Frankfurt

Texte für die Ausstellungswebseite
Fotos von Ekkehard Mantel

Mit den von mir bereitgestellten Texten und den Fotos von Ekkehard Mantel unterstützen wir die Aktion "SOS Brutalism", die sich für den Erhalt brutalistischer Baudenkmäler einsetzt. Bei den Recherchen für unsere Publikationen stoßen wir immer wieder auf Betonbauten der späten Moderne, die uns mit ihren fantasievollen, skulpturalen Formen, den lebendigen Oberflächenstrukturen und ausgeklügelten Details faszinieren, darunter auch das hier aufgeführte Gemeindezentrum von Ernst Giesel. Weitere Beispiele u.a. aus Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart finden Sie auf der Webseite

SOS Brutalism